Es führt kein Weg an Deinem Penis vorbei!
- Dr. Chantal Sara Schlatter
- 11. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Ein intensives Sexleben oder häufige Orgasmen bedeuten nicht automatisch, dass Männer eine tiefe körperliche Verbindung zu ihren Genitalien haben. Im Gegenteil: Moderne Sexualität ist oft kopflastig, von Leistungsdruck und äusseren Reizen dominiert, während die feine Energie des Penis und seine Fähigkeit, Liebe zu schenken, verkümmern. Dieser Beitrag zeigt auf, warum eine bewusste Beziehung zum eigenen Körper der Schlüssel zu erfüllendem Sex ist – für Männer und Frauen.

Nur weil Du sexuell aktiv bist oder sehr viel Lust auf sexuelle Interaktionen hättest, heisst das noch lange nicht, dass Du eine gute Verbindung zu Deinen Genitalien hast.
Mehr Sex heisst nicht mehr Verbindung
Denn die meisten Männer heutzutage erleben ihre Sexualität hauptsächlich im Kopf, nicht im Körper. Sie fokussieren auf visuelle Reize oder sexuelle Fantasien, statt ihre Aufmerksam auf Ihren Penis und die feinen Empfindungen und die Energien in ihrem Penis zu lenken. MRI-Studien zeigen, dass externe Reize (Pornografie, Fantasien) die Aktivität im Belohnungssystem (Nucleus accumbens) stärker aktivieren als körperliche Stimulation. Dies erklärt, warum viele Männer sexuelle Erregung primär über visuelle/mentale Kanäle erfahren – ein Phänomen, das als «mentale Hyperstimulation» bezeichnet wird und einer gesunden, erfüllten Sexualität im Wege steht.
Das Dilemma zwischen Kopf und Körper
In diesem Fall ist Deine Erregung ist von äusserlichen Faktoren abhängig und Dein Penis hat hauptsächlich die Funktion, durch intensive mentale oder körperliche Stimulation eine Spannung aufzubauen, die dann in einer kurzen Entladung namens Orgasmus wieder entladen wird. – Die Frauen haben von solchem Sex meist nichts, auch wenn sie es nicht zugeben. Sie wissen es ja selbst nicht besser (woher auch?) und sind einfach froh, dass sie begehrt werden und dass zumindest irgendeine Form von Verbindung zustande kommt. Sexuell bleibt Ihnen jedoch höchstens die Hoffnung auf einen klitoralen Orgasmus, auf den meist ausserhalb des eigentlichen Geschlechtsverkehrs hingearbeitet werden muss. Vaginale und zutiefst nährende Orgasmen erleben sie höchst selten, weil in den Penissen der Männer keine Energie mehr steckt.
Stressfaktoren im Kopf – Lustblockaden im Bett
Auch Selbstzweifel, frühzeitiger Ejakulation oder Leistungsdruck während dem Sex finden im Kopf statt, und dieses «im Kopf sein» während einer sexuellen Begegnung bietet diesen sexuellen Stressfaktoren zusätzlich eine Plattform, auf der sie sich inszenieren und austoben können. So werden Befürchtungen in die Realität manifestiert.
Eine echte Verbindung zu Deinem Penis
Wenn Du ein besserer Liebhaber werden oder Deine Selbstzweifel loswerden möchtest, führt kein Weg an Deinem Penis vorbei. Gemeint ist eine echte Verbindung mit Deinem Penis. Einer Verbindung, bei der Du Deine Beziehung zu Deinem Penis pflegst, ihn liebevoll und sanft berührst, seine Energie aktivierst und (wieder) lernst, mit Deinem Penis zu spüren und zu lieben. Wirklich zu lieben.
Männliche Präsenz und weibliche Entfaltung
Mit Deinem Penis zu lieben heisst, all Deine Liebe für die Frau in der Spitze Deines Penis zu fokussieren. Wenn ein Mann eine Frau auf diese Weise penetriert, wird sie buchstäblich von seiner Liebe durchströmt und genährt. Der Mann gibt, die Frau empfängt. Wenn ihr euren Penis nicht nur als Werkzeug, sondern als Kanal der Liebe begreift, wird diese Energie für eure Partnerin zum Nährboden für ihre mitfühlende, schöpferische und lebensbejahende Weiblichkeit, die sie ihrerseits in die Gesellschaft einbringen kann.
Wissenschaft bestätigt: Der Körper ist Trumpf
Auch die moderne Forschung (siehe Referenzen unten) ist zum Schluss gekommen, dass der Kopf mit dem sexuellen Erlebnis interferiert, dass Männer durch Selbstbeobachtung und Leistungsdruck den Bezug zu körperlichen Empfindungen verlieren und dass sexuelle Probleme am ehesten über Achtsamkeitsübungen zur bewussten Wahrnehmung von Körper sowie Berührungsübungen zur Förderung von Sinneswahrnehmung und Entspannung überwunden werden können.
Eine Anleitung zur bewussten Selbstliebe und Sinnlichkeit
Also, liebe Männer, nehmt euch ein wenig Zeit für euch, und legt euch bequem hin. Widmet auch eurem Penis, voller Zärtlichkeit und Liebe. Berührt ihn liebevoll und sanft, aktiviert ihn, erweckt diese kraftvolle sexuelle Energie voller Hingabe, Neugier und Freude. Ganz präsent in dem, was ihr spürt, ohne Flucht in Fantasien. Geniesst jede noch so kleine Empfindung genüsslich. Vielleicht empfindet ihr anfangs nicht viel, wenn ihr euren Penis nicht in der gewohnten (harten) Weise stimuliert. Aber mit der Zeit werden die Sinneszellen regenerieren und euch mit einer Fülle von Sensationen beschenken.
Atmet bis in die Tiefe eures Penis ein. Atmet aus mit geöffnetem Mund und lasst dabei Laute entweichen. Ein Seufzen, ein genüssliches Stöhnen. Lasst alles zu, selbst wenn es Tränen und Schreie sind.
Und schliesslich: Bedankt euch für diese Kraft, die euer Leben und Handeln antreibt. Für diese Energie, mit der ihr Frauen aufs Schönste beschenken könnt.
Die (gesunde) männliche sexuelle Energie ist ein Geschenk an die Welt
Und bittet darum, die Bedeutung eurer Sexualität und Männlichkeit für diese Welt zu erkennen. Denn männliche Präsenz in der Sexualität ermöglicht die Entfaltung von Weiblichkeit und ihrer Gaben für die Welt. Gesunde Männlichkeit beschränkt sich daher nicht auf die Partnerschaft: Sie ist ein Geschenk an die gesamte Gesellschaft und das Fundament für ein erfülltes Miteinander und gemeinsames inneres Wachstum.
Dr. Chantal Sara Schlatter
Referenzen: Die Lehren von Sasha Cobra. sashacobra.com
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